„Hochbegabung bei Erwachsenen – Erkennen, Akzeptieren, Ausleben“ von Manon García

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Wie Sie bereits mitbekommen haben, beschäftige ich mich beruflich mit dem Thema ‚Hochbegabung bei Erwachsenen‘. Durch das Buch von Andrea Brackmann wurde ich mit dem Thema beziehungsweise der Verarbeitung dieses Themas in Büchern vertraut, fand aber auch schnell heraus, wo die Stärken und Schwächen des Buches von Frau Brackmann liegen und begab mich deshalb auf die Suche weiterer Informationen.
Auf der Suche nach weiteren Informationen brachte mich Manon García auf die Spur ihrer Bücher.

Erkennen, Akzeptieren, Ausleben

Eigentlich ist dieser Dreiklang für jeden einzelnen Menschen sinnvoll und deshalb sollte er selbstverständlich sein. Nach dem Prinzip ‚Erkenne dich selbst, akzeptiere dich, wie du bist und lebe dein Leben‘ sollte eigentlich jeder Leben dürfen.

Genau hier beginnt aber schon hier das Problem. Als Äquivalent zu dem Problem kommt es dann meist zum Hindernis, zur persönlichen Grenze und zum Stillstand. Haben wir uns selbst aber erst einmal erkannt, so ist unser Problem deutlich kleiner, unsere Grenze sehr viel weiter entfernt und der Stillstand unmöglich. Wir entwickeln uns weiter und entwickeln einen Weg, uns zu entfalten und auszuleben.

Insgesamt gilt dieses Buch also für jeden von uns in der ein oder anderen Weise.

Ein spezielles Buch für Hochbegabte?

Warum ist dieses Buch dann speziell für Hochbegabte geschrieben, wenn es uns alle betrifft? Uns alle? Falsch! Denn kaum eine Person hat so viele Schwierigkeiten, sich selbst zu finden und zu akzeptieren, wie ein hochbegabter Mensch. Ständig wägt er ab, entscheidet sich mal hierfür, mal dafür, ist immer kritisch und hadert gerne mit den bereits getroffenen Entscheidungen. Macht es die Hochbegabung somit schwieriger, zu leben, zu überleben und zu erleben? Das hat alles was mit Leben zu tun und doch sind diese drei Wörter in ihrer Bedeutung unterschiedlicher als in ihrer wörtlichen Darstellung. Alle drei beinhalten leben und doch ist überleben etwas anderes als erleben. Das eine macht Spaß wohingegen das andere vom selbigen meilenweit entfernt sein kann. Somit lässt sich wohl vermuten, dass Hochbegabung weder das Leben noch das Überleben erschwert, aber das Erleben deutlich schwerer macht.
Manons Buch richtet sich nun also speziell an Menschen, die intensiver wahrnehmen, stärker hinterfragen und vielleicht auch intensiver fühlen, somit erleben sie ihre Welt viel bunter oder gar facettenreicher. Bunter, nicht vor dem Hintergrund, dass sie die Welt tatsächlich anders wahrnehmen sondern viel mehr in sie hinein interpretieren. Aus einem Schwarz-Weiß-Denken kann somit eine Welt werden , die vielfarbiger erscheint als ein Regenbogen. Aber ist das wirklich bunt? Macht es das zu einer anderen Welt? Meiner Ansicht nach – und in dem Aspekt komme ich Manon Garcías Beschreibung sehr nah – ist die Weltanschauung von Hochbegabten tatsächlich eine andere. Genau genommen aber ist jegliche Weltanschauung von jeder Person sehr differenziert, egal ob hochbegabt oder nicht. Manon Garcías Buch gibt einem somit Antworten auf Fragen, die man sich als Neu-Erkannter, Spät-Erkannter Hochbegabter oder auch nicht Hochbegabter Mensch tatsächlich stellt. Wie gehe ich als Mensch mit dem Testergebnis eines IQ-Tests um, brauche ich überhaupt ein Ergebnis und wie fühlt es sich an, mit einem IQ gestempelt zu sein? Macht es mich zu einem besseren Menschen, einem anderem Menschen oder einfach nur zu einem ganz normalen Menschen? Ist mir diese Zahl wichtig, unwichtig oder generell auch die Frage, warum könnte sie mir wichtig oder unwichtig sein? Das alles sind Fragen, auf die jeder eine sehr persönliche, individuelle Antwort finden muss. Manon García beschreibt in ihrem Buch ihren Umgang mit genau diesen Fragen.
Mir persönlich mag der IQ völlig egal sein, ihr hingegen hat er geholfen, zu neuem Selbstbewusstsein und neuer Stärke zu gelangen. Diese Stärke ist aber die Außenwirkung, die die Autorin selbst darstellt. Das Wissen um den eigenen IQ gibt natürlich ein gewisses Wissen, eine bestimmte Kraft, um in seinem Leben voran zu kommen. Gleichzeitig tritt der IQ mit zunehmender Kraft immer weiter in den Hintergrund.

Das Kapitel: „Rund um den IQ-Test – ein Erfahrungsbericht“

In diesem Kapitel zeigt Manon García die unterschiedlichen Phasen, die ein Mensch von dem Weg zur Testung bis hin zu ‚mit der Hochbegabung leben‘ durchläuft. Laut der Autorin sind es genau sieben Phasen, wobei der Ablauf sehr individuell ausgelebt werden kann.

Natürlich muss man zunächst einmal einen Test gemacht haben, wartet (zitternd) auf ein Ergebnis, das das ganze Leben infrage stellen könnte, doch der Test alleine lässt den Menschen nicht durchstarten und neue Ziele setzen. Der Mensch verändert sich ja nicht durch sein Testergebnis, denn Menschen sind eben doch mehr, als eine einzelne Zahl.

Bin ich im Zweifelsfall wütend auf meine Vergangenheit und trauere meinen verpassten Chancen hinterher? Natürlich ist es für einen erwachsenen Menschen schwieriger, wenn plötzlich alles in Frage gestellt wird. Sind die erbrachten Leistungen tatsächlich noch erbracht? Sind sie etwas wert in meinen neuen Wertvorstellungen? Was bedeuten sie mir noch?

Kapitel zwei: „Hochbegabung – was heißt das?“

In diesem zweiten Teil zeigt Manon García auf, was Hochbegabung eigentlich ist, sie differenziert dabei zwischen Leistung und Erfolg, macht deutlich, was Motivation ausmacht (übrigens auch für Nicht-Hochbegabte ein spannendes Thema!), beschäftigt sich mit den größeren Zusammenhängen der Hirnforschung und dem Lernen sowie Denken, stellt sich schließlich die Frage, was aus einem Menschen einen Experten macht und zeigt auf, warum nicht jeder Hochbegabte sein volles Potential abrufen kann. Was motiviert uns Menschen eigentlich zum Lernen? Ist es ein extrinsisches oder intrinsisches Motivationsgefüge? Ist es nicht auch eine Frage unserer Entwicklung, ob und mit welcher Motivation mitbringen? Eins sollten wir nach der Autorin auf jeden Fall mitbringen: Neugierde.

Kapitel drei: „Wie wir wurden, was wir sind“

Eigentlich lässt sich dieses Kapitel in einem Satz vorstellen und doch ist es grundlegend, die Basis, um zu verstehen, was uns zu der Person macht, die wir heute sind. Dieses Kapitel zeigt die unterschiedlichen Stufen und Einflüsse unserer Entwicklung auf, es geht um Einflüsse der Umwelt, der Bezugspersonen, der Schulsysteme, aber auch im Fehler in der Entwicklung, Manon García setzt also in ihrem Buch sehr viel tiefer an als Andrea Brackmann und schafft somit nicht nur für Hochbegabte einen Mehrwert, sondern generell für uns Menschen.

Kapitel vier und fünf: „Umgang mit der Hochbegabung“ und „Mit der Hochbegabung leben“

Diese beiden Kapitel hängen nicht nur inhaltlich sondern auch menschlich sehr stark zusammen. Wie ich als Mensch mit meiner Hochbegabung umgehe, macht einen großen Unterschied im Bereich der Lebensführung und -gestaltung. Möchte ich jedem mitteilen, dass ich hochbegabt bin, oder auch nicht? Betrachte ich Hochbegabung als Ausrede für meine Unfähigkeit, bestimmte Aufgaben korrekt durchzuführen? Nehme ich meine eigenen Sinne und Gefühle ernst und lebe mit ihnen oder lasse ich sie außen vor? Gibt es auch für ich noch Fördermöglichkeiten oder Foren zum Austausch? All das sind Fragen, die sich ein normal-begabter genauso stellen sollte, wie ein hochbegabter Mensch? Manon García zeigt in ihrem Buch Wege, genau diese Fragen zu beantworten, geht aber auch noch darüber hinaus, indem sie sich die Frage stellt, ob eine unterschwellige Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben tatsächlich nur auf die Hochbegabung zurückzuführen ist. Sie spricht auch über Authentizität, Erfolgsintelligenz (also den Zusammenhang zwischen Denken, Fühlen und Handeln), zeigt Lern-Strategien (da man auch das Leben lernen muss), fordert auf, an seine Kindheitsträume zurück zu denken (da diese helfen können, die eigenen Ziele zur erreichen), spricht über Stärken und Schwächen und kommt schließlich auf die Akzeptanz der eigenen Begabung in Bezug auf Selbstliebe zu sprechen. Nur wenn ich mich selbst wertschätze, kann ich auch andere wertschätzen – so ihre Theorie.

Abschließend gibt sie dem geneigten Leser – und zwar nur dem – ein Märchen der Gebrüder Grimm an die Hand.

Fazit

Dieses Buch bietet nicht nur dem hochbegabten Menschen einen Leitfaden zu einer gelebten Hochbegabung, sondern auch einem normal-begabtem zu einem erlebnisreichen Leben. Es bietet also einen Mehrwert für alle, die gerade an einer Weggabelung stehen und sich fragen, wie es weitergehen kann. Denn immer, wenn es um unser Leben geht, geht es darum, zu erkennen, zu akzeptieren und uns auszuleben.

Marie Lanfermann

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