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„Mach mal Platz im Kopf: Meditation bringt’s!“ von Andy Puddicombe

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Wer würde sich nicht manchmal wünschen, dass sein Kopf ein paar Zentner weniger wiegt, im übertragenen Sinne, versteht sich. Doch um zu verstehen, was eigentlich in unserem Kopf so schwer wiegt und uns belastet, müssen wir erst einmal herunter kommen, abschalten und Platz im Kopf machen.

Viele Menschen schwören auf Meditation, andere sagen: „Das ist nichts für mich!“. Mir persönlich ist es egal, ob Sie, lieber Leser, nun ein Freund von Meditation sind oder auch nicht. Denn Fakt ist, dass es sicher mehr als eine Form der Entspannung gibt. Entspannung ist ebenso wichtig wie Anspannung. Jeder sollte sich überlegen, wie er selbst am besten entspannen kann. Meditation ist vielleicht nur ein Weg, den es sich auszuprobieren lohnt. Wer sich jedoch mit Meditation beschäftigen möchte, wird um Andy Puddicombe nicht herum kommen.

Über den Autor

Andy Puddicombe studierte Sport, als er sich entschied, nach Tibet zu gehen und Mönch zu werden. Nach zehn Jahren kehrte er in seine Heimat London zurück und gründete dort die sogenannte „Headspace Foundation“. Heute leitet er zahlreiche Meditationsworkshops und berät eine Privatklinik in puncto Achtsamkeit. Zu seinen Fans zählen Kabinettsmitglieder ebenso wie Schauspieler und Fußballer.

Über den Inhalt des Buches

Als ich das Buch „Mach mal Platz im Kopf: Meditation bringt’s“ in der Hand hielt, musste ich lachen, denn Meditation ist ja sehr beruhigend und ich persönlich bin alles andere als ein Freund vom Abschalten. Zunächst glaubte ich an eine Verwechslung, doch dann nahm ich es erneut in die Hand und begann einmal, die ersten Seiten durchzublättern. Wer nun wie ich einen Meditationsratgeber erwartet hatte, der wird mit diesem Buch, das kein klassischer Ratgeber ist, wenig anfangen können. Vielmehr las sich das Buch von Puddicombe wie ein Roman, denn der Autor gab auf den ersten Blick keine Anleitung. 

Er erzählt in seinem Buch eine Geschichte, seine Geschichte und gibt dem Leser so keine Anleitung für Meditation, sondern einen Erfahrungsbericht. Das macht das Buch als solches für mich als außenstehender Leser, der sich zwar für Entspannung, nicht unbedingt aber für Meditation interessierte, spannend und den Einstieg in das Thema unfassbar einfach. Schon bald probierte ich also einige Übungen aus, die er selbst erprobte und über die er berichtet. Tatsächlich merkte ich nach kurzer Zeit, dass mein Kopf entschleunigte. Allerdings nicht in dem Sinne, dass er dazu neigte, einzuschlafen, um einen nächtlichen Schlafmangel auszugleichen. Stattdessen neigte er dazu weniger zu wiegen, die Gedanken kreisten weniger. Sie waren nicht langsamer, sondern nahmen einfach weniger Umwege, da die Straße, auf der sie sich bewegten, plötzlich frei war. Das Bild von der Straße ist übrigens eines, mit dem Andy Puddicombe spielte.

„Stellen Sie sich vor, Ihre Gedanken wären Autos, die auf der M5 führen“, hatte er einmal von einem Lehrer gehört, sich hingesetzt und seine Meditation begonnen. Dieses einfache Beispiel ist so simpel, dass es jeder Leser womöglich problemlos miterleben könnte. Denn die Aufgabe ist es nun, die Gedankenautos so zu lenken und gleichzeitig ungelenkt zu lassen, dass sie sich an die Regeln halten: Nicht schubsen, nicht drängeln, sich gegenseitig nicht überholen und zu schnell fahren. Der Meditierende sitzt dabei jedoch nicht in einem der Autos, sondern auf einer angrenzenden Verkehrsinsel. Seine einzige Möglichkeit ist, still dort zu sitzen und zu beobachten. Mehr kann er für den Anfang nicht tun. 

Ich muss sagen, dass mich dieses Bild sehr verwundert hat, dachte ich doch, irgendwann würde die Stelle kommen, wo der Meditierende Schilder aufstellt, um seine Gedanken zu leiten und zu sortieren. Doch Schilder kamen nicht. Stattdessen führte die Beobachtung der Autos dazu, dass die Gedanken sich entschleunigten, so wie die Autos nach dem Feierabendverkehr weniger würden. 

Andy Puddicombe, der uns mit auf die Reise in die Meditation nimmt, bringt mehrere dieser Beispiele, um in die Meditation einzuführen und die Herangehensweise zu erläutern. Gleichzeitig paart er diese einführenden Beispiele mit dem Wissen darum, wie Meditation abläuft, was im Körper passiert und wie bestimmte Prozesse funktionieren. Er gibt Impulse, die den Leser dazu bewegen, sich über seine inneren Konflikte klar zu werden, sie zu erkennen, sie bestimmten Körperregionen zuzuordnen, ihnen nachzuspüren und sie gehen zu lassen. Sobald wir als Leser dann wissen, wie die Herangehensweise funktioniert, wie wir Emotionen lenken und leiten und uns ihnen bewusst sind, geht Puddicombe dazu über, uns mit neuen Übungen und Forschungsergebnissen zu konfrontieren und schließlich Aspekte aus der täglichen Meditationspraxis zu schildern. Er zeigt uns also, wie wir selbst Meditations- und Entspannungsphasen in unserem zumeist überladenen Alltag integrieren können. Hierbei ist anzumerken, dass seine Ideen und Ausführungen ebenfalls wieder in die Geschichte seiner Meditationspraxis integriert sind. 

Seine Geschichte ist dabei ebenso von Humor wie von distanzierter Nähe geprägt. Einerseits lässt er seinen Leser sehr nahe an sich heran, andererseits hält er ihn auf Distanz, um ihm selbst die Gelegenheit zu geben, bestimmte Erfahrungen zu machen. 

Da er selbst, wie bereits oben beschrieben, viele Jahre in Klöstern gelebt hat, um die Meditation zu erlernen, wird er andere Erfahrungen gemacht haben, als jener Leser, der sich nur aus Gründen der Entspannung der Meditation zuwendet. 

Spannend ist auch jener Abschnitt darüber, was die Forschung sagt. Hier führt er Studien ins Feld, die belegen, dass sich durch Meditation die Struktur des Gehirns verändert, dass Achtsamkeit die Lebensqualität verbessert, sich durch Meditation sogar die Hautstruktur verbessern kann sowie Angsterkrankungen und Depressionen lindert sowie die Empfängnischancen hinsichtlich einer Schwangerschaft verbessert. 

Wie aber integriere ich meine tägliche Meditationspraxis tatsächlich routiniert in meinen Alltag? Die Integration sieht vor, dass man bestimmte Riten erschafft. In einem Kloster, bei dem man um 2:45 Uhr aufsteht und ab 3:00 Uhr meditiert, in dem es um 5:00 Uhr Frühstück gibt, um 11:00 Uhr eine Mittagspause folgt und man schließlich um 23:00 Uhr ins Bett geht, ohne eine weitere Mahlzeit zu sich genommen zu haben, mag das schon sehr speziell sein, da muss es Alternativen geben, wie sich Meditation in meinen Alltag als berufstätiger Mensch einbauen lässt. Wie aber werde ich im Alltag achtsam? Wie handle ich achtsam und was bringt mir das hinsichtlich meiner eigenen Reflexion? All jene Fragen beantwortet der Experte wiederum mittels seiner eigenen Geschichte oder mittels der Geschichte von Ratsuchenden, die natürlich anonym bleiben. Achtsamkeit kann man zum Beispiel beim Gehen empfinden, beim Essen und Trinken, Meditation kann aber auch vor dem Zubettgehen erfolgen, beim Sport, bei regulären Tätigkeiten Ihres Alltags. Es geht darum, sich zu jedem Zeitpunkt seiner kompletten Handlung, der Geräusche und Gerüche um einen herum bewusst zu sein. 

Immer wieder bindet Puddicombe Übungen und Forschungsergebnisse ein und weiß dadurch zu beeindrucken. Er gibt neben seinen Übungen jedoch auch noch hilfreiche Tipps, den richtigen Ort, die richtige Kleidung, die richtige Tageszeit und die richtige Haltung zu finden. Darüber hinaus geht er auf die Frage ein, ob es sinnvoll ist, sich einen Wecker zu stellen und wie oft man meditiert. Er erinnert einen daran, sich Erinnerungen bewusst zu machen und sagt, dass man seinen Erfahrungen vertrauen muss. Für den ein oder anderen kann es sinnvoll sein, eine Art Meditationstagebuch zu führen. Zu guter Letzt gibt es sogenannte Fallgeschichten mit auf den Weg und zeigt somit auf, wie die Meditation das Leben verändern kann.

Fazit

Lohnt es sich nun, ein solches Buch zu lesen? Was diese Frage angeht, so kann ich sie nicht allgemeingültig beantworten, denn wie ich bereits zu Beginn meiner Rezension ausführte, ist Meditation und Entspannung ein sehr spezielles und individuelles Thema. Sollten Sie sich für Meditation interessieren, ohne bereits zuvor irgendwelche grundlegenden Erfahrungen damit gemacht zu haben, ist dieses Buch sicher vor allem für Einsteiger eine Bereicherung.

Empfehlung? Wenn Sie mich fragen, ob sich dieses Buch für Sie lohnt und ob ich es Ihnen speziell empfehlen würde, so müsste ich Ihnen sagen, ich bin mir zu wenig bewusst, wer Sie im speziellen sind. Deshalb probiere ich es anders und sage: Dieses Buch empfehle ich für all jene, die sich bewusst und ohne viel Bewegung ihrer selbst bewusst machen wollen. Sind Sie vielleicht nicht der Typ, der gerne Yoga machen möchte, der beim Joggen herrlich entspannt, dann kann Meditation und damit dieses Buch für Sie optimal sein. 

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Marie Lanfermann

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