Kirk D. Strosahl, PhD, ist Mitbegründer der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), einem kognitiven verhaltenstherapeutischen Ansatz, der sich unter Anderem in der Therapie von Abhängigkeitserkrankungen durchgesetzt hat.
Patricia J. Robinson, PhD, leitet die Abteilung „Training and Program Evaluation“ der Mountainview Consulting Group, Inc. Das Ehepaar Robinson/Strosahl lebt in Washington State, USA, und gibt sein Wissen weltweit in Kursen und Vorträgen weiter.
Da nicht jeder die gleichen Stress-Momente hat und die gleichen Situationen, die Stress auslösen, gibt es zunächst eine Reihe von Fragebögen, die den Stress oder besser gesagt die Stress-Quellen erforschen und den Umgang mit ihnen hinterfragen. Anhand dieser Tests erkennt der Leser selbst genau, wo er steht. Kann er seinen Stress beobachten, beschreiben, sich von seinem Stress lösen? Schätzt er sich selbst wert und handelt achtsam?
Vom Konzept des achtsamen Handelns handelte ja auch schon „Mach mal Platz im Kopf“von Andy Puddicombe. Und schon bei der Rezension dieses Buches war ich skeptisch, da Achtsamkeit für mich über den Meditationsgedanken hinaus geht. Im Vergleich zu Puddicombe gehen nun Strosahl und Robinson nicht vorwiegend auf den Meditationsgedanken ein, vielmehr geht es ihnen darum, dass der Leser lernt, sich selbst zu beobachten, seine Beobachtung intersubjektiv – also mit den Augen eines anderen – zu beschreiben, Abstand zu gewinnen und sich so von den Stress-Faktoren zu lösen. Nur, wenn man diese ersten Stufen des Programms abgeschlossen hat, kann es darum gehen, tatsächlich an so etwas wie Selbstliebe (nicht zu verwechseln mit Egozentrik oder Arroganz) und achtsames Handeln zu denken.
Meiner Ansicht nach ist dieses Konzept von Kirk D. Strosahl und Patricia J. Robinson weitreichender und tiefgreifender als all jene Konzepte, die nur oberflächlich Stress reduzieren wollen. Tatsächlich geht es auch gar nicht um die Reduktion von Stress oder um die Vermeidung, vielmehr geht es darum, sich den Stress bewusst zu machen. Wie fühlt sich der Stress an, den ich fühle? Wie viel wiegt er? Was löst ihn aus? Wie lange bleibt er und begleitet mich? Tatsächlich geht es nämlich darum, den Stress als einen guten Freund zu betrachten, ihn nicht wie einen Fremden einfach an sich vorbei ziehen zu lassen, sodass er einen überrollt, als wäre er eine Eisenbahn. Es geht darum, die Arme zu öffnen, ihn zu begrüßen, sich mit ihm zu unterhalten und ihn schließlich weiterziehen zu lassen. Wenn man diesen Ablauf automatisiert, begreift man Stress nicht als etwas gefährliches oder negatives, sondern als etwas, das einem im Alltag begegnet und ihn sogar angenehmer machen kann. Was wäre ein Alltag ohne Stress? Um diesen Umstand zu begreifen müssen wir jedoch erst lernen, dass es einen Eustress und einen Disstress gibt und wie unser Gehirn darauf reagiert.
Das alles erfahren wir in „In diesem Moment“ auf neurowissenschaftlichem Niveau, ohne dass wir überfordert werden. Tatsächlich handelt es sich bei dem Programm von Strosahl und Robinson um ein alltagsnahes und an einen Anwender gerichtetes Trainingsprogramm auf dem Weg zu mehr Resilienz.
Ja, ich gebe es zu, das Hamsterrad des Stresses ist keine schöne Vorstellung. Jedoch bietet uns das hier vorgestellte Trainingsprogramm eine Möglichkeit, das Hamsterrad zu verlassen. Sicherlich gibt es viele Experten, die zu einer Entschleunigung raten. Entschleunigung an sich klingt nach dem Mittel der Wahl, aber kann nicht auch ein entschleunigtes Leben stressig sein? Viel wichtiger erscheint es mir persönlich, den richtigen Umgang und die richtige Konzentration von Stress im Alltag zu finden. Was nützt es mir und Ihnen, lieber Leser, wenn wir fortan etwas langsamer sind, etwas bewusster zu sein vorgeben, es aber nicht sind? Bedeutsamer ist es aus meiner Sicht, den eigenen Umgang und den eigenen Alltag zu beobachten, zu beschreiben und den Umgang mit Stress ans eigene Wohlbefinden anzupassen. Dabei kann Ihnen „In diesem Moment“ helfen. Lassen Sie sich darauf ein?!
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