In diesem Buch ging es tatsächlich um die Grundlagen. Dennoch kann es sich auch durchaus für Menschen anbieten, die vertiefend in die Thematik einsteigen möchten. Zunächst geht Frau Brackmann auf die gemeinsamen Grundlagen ein und stellt sich der Frage, ob es sich bei dem Thema Hochbegabung um eine Modeerscheinung handelt. Hier schafft sie die Definition und steigt vertiefend in die Thematik ein.
Im Anschluss charakterisiert sie in der kindlichen Hochbegabung einige Typen, die mit konkreten Beispielen recht anschaulich machen, welche Unterschiede es im Bereich Hochbegabung geben kann. Tatsächlich – und das fand ich recht angenehm – schafft sie es, anhand von kurzen Beispielgeschichten, das Thema nicht nur anschaulich sondern auch unterhaltsam zu gestalten.
Allerdings, und das ist eine Befürchtung, scheint es sehr einfach zu sein, sich selbst in die Geschichten hineinzulesen. Ich frage mich also nun an dieser Stelle, ob die Darstellungen möglicherweise zu oberflächlich waren, oder – und das möchte ich mir nicht vorstellen – ob es nur mir so geht.
Mein Kritikpunkt ist also weniger, dass die Autorin inkonkret dargestellt hat, sondern eventuell im Lektorat ein bisschen zu stark verallgemeinert wurde. Möglicherweise ging es ihr aber auch nur darum, aufzuzeigen, wie sehr sich das Verhalten von Hochbegabten dem Verhalten von „normalen“ Menschen annähert beziehungsweise unterscheidet.
Vielleicht bilde ich mir das Ganze aber auch nur ein und gar nicht jeder kann sich hineininterpretieren. Bei Interesse: Lesen Sie die einzelnen Typen doch einmal selbst durch! Das Buch sollte in jeder gut ausgestatteten Bibliothek zu finden sein.
Im nächsten Schritt beschäftigte sich Frau Brackmann mit der sensiblen Seite der Hochbegabung. Und hier ist der Kritikpunkt, den ich gerade bereits ausführte, noch offensichtlicher. Denn nicht jeder Hochbegabte muss übertrieben sensibel sein. Tatsächlich aber kann ich mir gut vorstellen, dass gerade die Hochbegabten eine sehr genaue und detaillierte Wahrnehmung haben.
Diese detaillierte Wahrnehmung ist aber auch nur ein Aspekt von vielen, den ich als einzelne Komponente niemals der Hochbegabung zuweisen würde. Generell ist auffällig, dass viele Aspekte einzeln gesehen auch in anderen Zusammenhängen eine ganz andere Auswirkung haben können.
Dies ist auch ein Punkt, den Brackmann selbst erkennt und benennt, indem sie sagt, dass viele Hochbegabte aufgrund einzelner Aspekte häufig falsch diagnostiziert werden.
Als vierten Aspekt geht Andrea Brackmann dann auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit Hochbegabung ein. Hierbei geht es ihr vor allem um den Bereich der Emotion und dem Sozialverhalten.
Auch hier kritisiere ich eine starke Generalisierung, wobei ich glaube, dass diese notwendig ist, um eine konkrete Abgrenzung zu Menschen ohne diese besondere Eigenschaft zu ziehen. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass wir Menschen Individuen sind, die aufgrund ihrer Erziehung und ihrem persönlichen Erfahrungshorizont ganz unterschiedlich leben, erleben und wahrnehmen können und deren Verhalten auch dadurch beeinflusst werden kann.
Auch bei den Erwachsenen gibt es unterschiedliche Typen, die von der Autorin genauso erfasst und dargestellt werden wie auch zuvor bei den Kindern. Hier allerdings geht es natürlich um andere Komponenten und auch hier hat man auf den ersten Blick keinerlei Möglichkeit, sich selbst nicht zumindest in Teilaspekten wieder zu erkennen.
In einem Punkt äußere ich allerdings nicht nur Kritik, sondern absoluten Unglauben: bei dem Aspekt Drogen und Alkohol. Natürlich kann ich hier nicht sagen, ob es so ist, oder nicht. Allerdings würde ich behaupten, dass die Neigung oder Abneigung zu Drogen oder Alkohol nicht viel mit Hochbegabung zu tun hat, sondern eine persönliche Anfälligkeit beschreibt.
Allerdings würde ich anmerken, dass gerade Hochbegabte keinerlei Probleme damit haben dürften, sich mit den Nebenwirkungen zu beschäftigen. Möglicherweise nehmen sie diese aber auch billigend in Kauf.
Hinzukommen die ganz alltäglichen Komponenten wie Alltag und Beruf, die Brackmann hier sehr detailliert und sehr kontrovers diskutiert. Auch die Themen Partnerschaft und Freundschaft spielen natürlich eine große Rolle, da sie einen starken Einfluss haben dürften.
Im letzten großen Abschnitt dieses Buches geht es um die psychischen Erkrankungen, die in Verbindung mit Hochbegabung auftreten können, aber auch als Einzelerscheinung.
Bevor ich nun dieses Buch noch stärker analysiere, möchte ich zu einem abschließenden Fazit kommen.
Zu Beginn des Lesens dachte ich mir, es sei ein Buch wie jedes andere. Ein Buch, das ich mal eben als Background-Information für meine Arbeit lesen sollte. Es war mir empfohlen worden – eben aufgrund meiner Arbeit und sollte mir helfen, die Kommunikation zwischen mir und meinen Hochbegabten-Gruppen, die ich für einen Kunden betreue, zu verbessern.
Nie hätte ich gedacht, dass das Buch so viel Kontroverse auslöst und gleichzeitig auch noch einen hohen Wiedererkennungswert in einigen Teilbereichen hat. Es schafft eine Basis, ein gleiches Wissen, aber es ist definitiv kein Buch, das nicht hinterfragt werden darf.
Es ist ein Buch, das zum nachdenken und kritischen hinterfragen einlädt und es ist ein Buch, das man nicht nur so zwischendurch lesen sollte. Es bringt einen zum lachen, aber auch zum nachdenken, zum kritischen hinterfragen des eigenen Lebens.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Buch ausschließlich empfehlen kann, nicht zuletzt auch aufgrund der vielen genannten kritischen Faktoren. Allerdings scheint es gerade im Erwachsenensektor kaum Bücher über Hochbegabung zu finden.
Ich persönlich würde mich aufgrund meiner beruflichen Erfahrung im Social Media-Bereich, die ich mit Hochbegabten machen durfte, gerne stärker mit dem Thema beschäftigen und hätte gerne auch mehr Literatur dazu gefunden, stoße jedoch immer nur auf Hochbegabung bei Kindern oder alternativ das zweite Buch von Frau Brackmann, welches ich jedoch schon kenne.
Da dieser Beitrag ungewöhnlich lang geworden ist, verschiebe ich das zweite Buch einfach auf einen nächsten Beitrag. Falls Sie Interesse haben, können Sie ja schon einmal in dieses hineinschauen
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