Gesellschaft

Gruppendynamik: Was ist eigentlich Gruppendynamik? (T1)

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Beschäftigt man sich mit dem Begriff der Gruppendynamik, so steht man vor einem Problem: Man muss sich entscheiden, was für den Einzelnen eine Gruppe darstellt. Darüber hinaus muss man wissen, was eine Dynamik genau ist und durch was sie beeinflusst wird.
Was das alles mit Marketing zu tun hat, ist eine Frage, die man sich als Teil einer Gruppe und somit als Teil einer Gruppendynamik zunächst nicht stellt, denn was habe ich als Gruppenmitglied mit Marketing zu tun?

Was ist eigentlich eine Gruppe?

„1.a.) kleinere Anzahl von [zufällig] zusammengekommenen, dicht beieinanderstehenden oder nebeneinandergehenden Personen [die als eine geordnete Einheit erscheinen]
b.) nach gemeinsamen Merkmalen vorgenommene Unterteilung, Klassifizierung
2.Gemeinschaft, Kreis von Menschen, die aufgrund bestimmter Gemeinsamkeiten zusammengehören, sich aufgrund gemeinsamer Interessen, Ziele zusammengeschlossen haben“ (Quelle)

Nun, zunächst einmal bezieht sich eine Gruppe auf einen Zusammenschluss mehrerer Dinge. Eine Gruppe muss nicht unbedingt aus Menschen bestehen, es können auch Dinge oder Tiere gruppiert werden.

Beim Menschen spricht man häufig von einer peer group, einer Gruppe also, die sich hinsichtlich eines Merkmals oder eines Interesses gleicht oder ähnelt. Diese peer group hat ein gemeinsames Interesse, das sie gemeinsam umsetzen. Der Begriff der peer group wird zumeist auch dafür verwendet, eine Gruppe Gleichaltriger zu betrachten. Die Klassenkameraden in der Schule, der Freundeskreis von Jugendlichen.

Eine peer group ist dabei aber eigentlich noch ein wenig mehr, als die Gemeinsamkeit der Gleichaltrigkeit. Es geht um verbindende Elemente: Gemeinsamkeiten, gleiche Interessen und um Rollen, die innerhalb der Gruppe erfüllt werden. An dieser Stelle kommen wir nun zum Begriff der Gruppendynamik. Doch bevor ich Ihnen nun erläutere, was genau die Gruppendynamik ausmacht, möchte ich zunächst auf den Begriff der Dynamik kommen.

Was ist eigentlich Dynamik?

„1.(Physik) Lehre vom Einfluss der Kräfte auf die Bewegungsvorgänge von Körpern
2. a.) auf Veränderung, Entwicklung gerichtete Kraft, Triebkraft
b.) dynamische Art, dynamisches Wesen“(Quelle)

Da wir nun wissen, dass der Begriff der Dynamik eigentlich aus der Physik kommt und Bewegungsvorgänge von Körpern beschreibt, könnten wir uns auch vorstellen, dass es in Gruppen weniger um Bewegungsvorgänge, sondern um Beziehungen und Bezüge geht. Die Beziehungen sind dabei die einzelnen Rollen und Positionen, die man in der Gruppe einnehmen kann. Vermutlich ist der Begriff der Gruppendynamik vergleichbar mit der Positionierung der Figuren auf einem Schachbrett. Da bei der Gruppendynamik aber Menschen interagieren, ist es noch ein wenig komplexer.

Die Gruppendynamik zeigt bei genauerer Betrachtung nicht nur, wie sich eine Gruppe vermutlich entscheiden wird, sondern zeigt auch ihre eigene Struktur auf. Es gibt in jeder Gruppe Anführer, Spezialisten, Arbeiter und Sündenböcke und natürlich ist auch der ein oder andere Clown dabei. Jeder in der Gruppe ist einer oder mehrerer dieser Rollen zuzuordnen:

  • Der Anführer ist dabei vielleicht besonders charismatisch, er ist durchsetzungsstark und hält die Gruppe zusammen. Er ist so etwas wie ein Leitwolf, der sein „Rudel“ leitet.
  • Der Spezialist zeichnet sich durch besonderes Können, Kompetenz und Wissen aus. Er hat zwar im Vergleich zum Anführer weniger Bedeutung für die Gruppe, ist aber trotzdem noch immens wichtig. Durch sein Wissen bringt er die Gruppe voran und treibt sie in eine bestimmte Richtung. Dabei ist er gewillt, Konflikte mit dem Anführer zu vermeiden. Darüber hinaus gibt es Spezialisten, die als besonders empathisch und einfühlsam gelten. Sie durchschauen die Gruppenregeln und formen sie so um, dass sie zur Gruppe passen, wobei sie im Anschluss auf die Einhaltung der festgelegten Regeln achten.
  • Der Arbeiter ist ein ganz normales Gruppenmitglied, das keine bestimmte Aufgabe übernimmt, sondern sich lediglich an den Bestimmungen innerhalb der Gruppe orientiert. Er oder sie ist ein klassischer Mitläufer, der durch die Gruppe aufblüht und lebt. Die Regeln nimmt dieses Gruppenmitglied sehr ernst. Es hält sich daran und stellt sie nicht infrage.
  • Natürlich gibt es in jeder Gruppe auch einen Sündenbock, einen Querulanten und jemanden, der alles infrage stellt. Es ist logisch, dass besagtes Gruppenmitglied gerne als Puffer verwendet wird. An diesem Gruppenmitglied lässt jeder seine schlechte Laune ab.
  • Zuletzt komme ich auf die Funktion des Clowns innerhalb der Gruppe zu sprechen. Der Clown ist stets darauf aus, die Stimmung in der Gruppe zu verbessern oder zu erhalten. Er macht Witze und Späße und ist vermutlich mit einem Narr aus dem Mittelalter zu vergleichen, da er auch Kritik üben darf, ohne dafür bestraft zu werden.

Anhand dieser Gruppenrollen wird deutlich, dass sich die Gruppendynamik innerhalb einer Situation verändern kann. Nahezu jeder kann an seiner Position in der Gruppe arbeiten, seine Rolle erfüllen und in ihr aufgehen. Jeder Einzelne kann innerhalb einer Gruppe aufsteigen oder seine Position verlieren.
Gleichzeitig wirken die Gruppenrollen aufeinander. Gefällt dem Anführer eine Sache besonders gut, ist davon auszugehen, dass auch den Gruppenmitgliedern, insbesondere den Arbeitern in der Gruppe, das Gesehene, Gehörte oder Erlebte ebenso gut gefällt. Jedoch gibt es auch den Umkehrschluss: Gefällt dem Anführer der Gruppe etwas nicht, gefällt es auch einem Großteil der Gruppe nicht.

Gruppendynamik und das Marketing

Diese Interaktion in der Gruppe kann man sich auch im Marketing zunutze machen, denn durch Social Media wurden die Gruppendynamiken in den virtuellen Raum übertragen. Werbungen oder Marketingstrategien, die einem Nutzer gut gefallen, werden geteilt und erreichen so eine größere Reichweite. Im Internet habe ich jedoch andere Möglichkeiten als in der realen Welt, denn hier überschneiden sich die Rollen von Gruppen.

Durch die scheinbare Anonymität ist es eher möglich, in einer Gruppe als Anführer zu gelten und in einer anderen zum Beispiel der Sündenbock zu sein.
Erreicht man durch das Teilen eines Beitrags nun Anführer der realen wie der virtuellen Welt, so fungiert der Anführer als Multiplikator. Gefällt ihm oder ihr der Beitrag, so wird er oder sie zwangsläufig dafür sorgen, dass der Beitrag und das damit beworbene Produkt bekannter werden.

Marie Lanfermann

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